Freitag, 4. November 2011

Mein Haus, mein Auto, mein Kind - Wird unser Lebensweg durch "Labels" vorgezeichnet oder sind wir tatsächlich so frei in unseren Entscheidungen wie wir glauben?

Heute abend treibt mich eine etwas ernsthaftere Frage um. Mein Mann und ich halten schon seit ein paar Jahren (mehr oder weniger erfolglos) nach einem kleinen Häuschen mit Garten Ausschau. Nun sah es eine ganze Zeit lang fast so aus, als hätten wir etwas für uns passendes zu einem bezahlbaren Preis gefunden. Dennoch konnten sich weder mein Mann noch ich zu einem eindeutigen Statement hinreißen lassen. Auf der Suche nach Rat haben wir sämtliche Bekannte & Freunde (mit und ohne Immobilieneigentum) nach ihrer Meinung gefragt. Das Meinungsbild war gespalten. Während einige uns sofort zu einem Kauf rieten, warnten uns andere. Nun ist es so, dass man sich - hat man erstmal ein bestimmtes Alter erreicht - mit zahlreichen Erwartungshaltungen aus dem persönlichen Umfeld konfrontiert sieht. Wie Carrie Bradshaw einst schon in Sex and the City einmal bemerkte, bekommen wir alle Labels aufgedrückt und werden so in bestimmte Schubladen eingeordnet. Verheiratet - Single, Student, berufstätig, arbeitslos, Immobilienbesitzer - Mieter usw. Insbesondere das Label "verheiratet" scheint ganz bestimmte Erwartungshaltungen zu schüren. Hat man erstmal den Ring am Finger, scheint der nächste logische Schritt das Kinderkriegen zu sein. Anschließend wird dann Wohneigentum erworben. Oder andersrum.Schaut sich die Berichterstattung an, die auf die Hochzeit von William & Kate folgte, wurde zunächst einmal spekuliert und berichtet, welches der zur Verfügung stehenden Immobilien die beiden wohl nutzen werden. Nachdem diese entscheidende Frage geklärt ist, schauen die Medien jetzt mit Spannung auf Kate`s Bauch. Schwanger oder nicht? Kind? Klar, da ist die Frage nicht ob, sondern vielmehr wann. Natürlich ist das bei Royals auch noch eine dynastische Frage, trotzdem lässt sich dieser Effekt auch bei Lieschen Müller von nebenan beobachten. "Ach du bist verheiratet? Wieviele Kinder hast du denn? Ach so ihr habt noch keine? Wann wollt ihr denn?"
Ich komme gerade nicht umhin mich zu fragen: Wird unser Lebensweg durch diese Erwartungshaltungen nicht quasi vorgezeichnet oder sind wir tatsächlich so frei in unseren Entscheidungen wie wir immer so gerne glauben?
Mein Mann und ich haben uns z.B. vorläufig gegen einen Hauskauf entschieden. Dabei spielten mehrere Faktoren eine Rolle. Wir haben für uns festgestellt, dass wir lieber noch etwas warten möchten und - sollte uns der Sinn danach stehen - auch noch wenn wir alt und grau sind - Eigentum erwerben können. Reaktion: "Ja, wenn man alt ist kauft man doch auch kein Haus mehr". Da stelle ich mir die Frage: Wieso eigentlich nicht? Tatsächlich ist es ja so, dass man Eigentum in erster Linie als Altersvorsorge erwirbt. Wieso sollte ich also in jüngeren Jahren schon so viel Geld für etwas ausgeben, was womöglich gar nicht meinen Anforderungen entspricht nur damit ich mich Hausbesitzerin nennen darf? Ist es nicht besser zu sparen und sich dann einen altersgerechten Wohntraum von Erspartem zu leisten? Jetzt werden einige sicherlich sagen, dass Miete rausgeschmissenes Geld ist. Ja ok, auf die Kaltmiete trifft das bestimmt zu. Aber Nebenkosten zahlt man ja sowieso. Macht es also Sinn sich finanziell in gewissem Masse "einzuschnüren"? Oder wartet man lieber, enttäuscht die Erwartungen des Umfelds und lebt sein Leben nach seinem Gusto und verspürt auch kein schlechtes Gewissen, weil man sich von anderen abhebt und nicht dem folgt, was "üblich" zu sein scheint?

Und nun liebe Leser seid ihr gefragt...Was meint ihr?

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